Über: „Finger im Dasein …“

Lesedauer 2 Minuten

>Mein Leben ist bis zum Äußersten gebracht; es ekelt mich des Daseins, welches unschmackhaft ist, ohne Salz und Sinn. Man steckt den Finger in die Erde, um zu riechen, in welch einem Lande man ist, ich stecke den Finger ins Dasein – es riecht nach nichts. Wo bin ich? Was heißt denn das, die Welt? Wie bin ich in die Welt hineingekommen; warum hat man mich nicht vorher gefragt, warum hat man mich nicht bekannt gemacht mit Sitten und Gewohnheiten, sondern mich hineingesteckt in Reih und Glied als wäre ich gekauft von einem Menschenhändler? Wie bin ich Teilhaber geworden in dem großen Unternehmen, das man Wirklichkeit nennt? Alles, was in meinem Wesen enthalten ist, schreit auf Widerspruch zu sich selbst.«

Søren Kierkegaard

Über dieses Zitat:

Wir alle kennen den Akt des „Boden-Schnupperns“, wenn wir in eine neue Umgebung kommen – sei es eine neue Stadt, ein neues Land oder eine neue Lebensphase. Wir nehmen die Eindrücke auf, um uns in der Welt zu orientieren. Kierkegaard übernimmt dieses vertraute Ritual und überträgt es in die Abstraktion des „Daseins“ — der Existenz an sich.

Im Gegensatz zur Erde, die uns eine Vielzahl von Düften und Eindrücken bietet – manchmal angenehm, manchmal unangenehm, aber irgendwie immer informativ – bietet das „Dasein“ keinen Geruch, keinen unmittelbaren Sinn. Es ist eine Einladung zur weiteren Untersuchung, ein Fragezeichen, das über unseren Köpfen schwebt, wenn wir versuchen, das Rätsel unseres Daseins zu lösen. Es ist sowohl eine Herausforderung als auch eine Ermächtigung, denn in dieser scheinbaren Leere liegt die Freiheit, die Bedeutung selbst zu gestalten, selbst Sinn zu stiften.

Das „Dasein“ ist ein unbeschriebenes Blatt, ein Terrain, das bereit ist, durch unsere Fragen, Gedanken und Interpretationen kartiert zu werden. So wie ein Finger, der in die Erde gesteckt wird, uns Informationen über das Land gibt, in dem wir uns befinden, so bietet unser „Finger im Dasein“ die Gelegenheit, das Terrain unserer eigenen Existenz zu erforschen – selbst wenn das erste Ergebnis eine schwindelerregende Unbestimmtheit ist.

Diese Unbestimmtheit, diese Freiheit, kann sowohl befreiend als auch erschreckend sein. Sie öffnet die Tür zu unendlichen Möglichkeiten und unzähligen Unsicherheiten. In diesem Blog möchten wir genau das tun: Den Finger ins Dasein stecken und den Raum betrachten, der sich zwischen dem Konkreten und dem Abstrakten, dem Möglichen und dem Wirklichen, dem Wissbaren und dem Unergründlichen, dem Sachlichen und dem Lyrischen befindet. Hier werden wir die Ecken und Winkel der menschlichen Erfahrung beleuchten, den großen aber auch kleineren Fragen nachgehen die sich mit dem Dasein, der Existenz, der Sprache aber auch der Erkenntnistheorie und dem menschlichen Zusammenleben beschäftigen. Kurzum, hier geht es um sämtliche Themen rund um Kulturwissenschaft und vor allem um Philosophie!

Externe Links:

https://www.deutschlandfunk.de/ich-tanze-nicht-100.html

YouTube – Sören Kierkegaard – Freiheit ohne Grenzen

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