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Utilitarismus: Technik oder Ethik?
Lesedauer 4 MinutenDer Utilitarismus: Eine Technik oder eine Ethik? Der Utilitarismus wird häufig als eine Art ethische Theorie betrachtet, die sich innerhalb der philosophischen Ethik bewegt. Bei genauerem Hinsehen stellt sich aber die Frage, ob es sich damit tatsächlich um eine Ethik im herkömmlichen Sinne handelt, oder ob er vielmehr eine Methode darstellt, um praktische Lösungen für konkrete Probleme zu finden. Die utilitaristische Denkweise basiert auf einer „Wenn-Dann-Kalkulation“, welche die Konsequenzen von Handlungen in den Vordergrund stellt, ohne dabei absolute Normen, Werte oder Tugenden zu beanspruchen. Diese Herangehensweise hat den Utilitarismus traditionell näher an die politische Philosophie als an individualethische Fragestellungen gerückt. Technik oder Ethik: Historische Ursprünge und Entwicklungen des…
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Kierkegaards Ethik für Rebellen
Lesedauer 7 MinutenSören Kierkegaards Ethik für Rebellen: Radikale Ethik des Einzelnen Kierkegaard war ein Rebell. Bis zu seinem Tod kämpfte er gegen die dänische Staatskirche. die für ihn aus leeren Ritualen und einem oberflächlichen Glauben besteht. Für ihn stand die institutionalisierte Religion im Widerspruch zu echter, persönlicher Frömmigkeit und zur authentischen Beziehung zu Gott. Kierkegaard kritisierte die Kirche dafür, dass sie die Menschen in eine falsche Sicherheit wiege, indem sie den Glauben auf bloße Formalitäten und gesellschaftliche Konformität reduzierte. Er forderte eine Rückkehr zu einer individuellen, leidenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben und der eigenen Existenz. Seine Schriften sind geprägt von einem tiefen Misstrauen gegenüber Massenbewegungen und institutionellen Autoritäten, die…
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Epikur: „Lebensfreude geht durch den Magen“
Lesedauer 4 Minuten „Lebensfreude geht durch den Magen“ – Die epikureische Ethik und die Kunst des Genießens „Lebensfreude geht durch den Magen“ – bei Epikur eine zutreffende Weisheit, auch wenn sie nicht zu üppigen Gelagen verleiten sollte. Epikur lehrte, dass einfache Freuden wie Essen und Freundschaft nicht nur das Herz, sondern auch die Seele nähren. Aber dieser Satz sollte nicht missverstanden werden, denn Epikur steht nicht für das ausschweifende Mahl, als vielmehr für eine Ethik der Mäßigung. Seine Philosophie, die Lust als Weg zur Lebensfreude sieht, bietet eine interessante Perspektive darauf, wie wir unser Leben gestalten können. Durch die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse und den Genuss des Augenblicks, zeigt Epikur, dass das…
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Menschenwürde: Historie und aktuelle Herausforderungen
Lesedauer 6 MinutenDie Menschenwürde: Historische Entwicklung, normative Bedeutung und aktuelle Herausforderungen Die Menschenwürde ist ein fundamentaler Begriff in der europäischen Geistesgeschichte und dient als Leitfaden für ethische und rechtliche Überlegungen. Ihre Bedeutung hat sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt, geformt durch verschiedene philosophische und kulturelle Einflüsse, und bleibt bis heute ein zentraler Maßstab für humane Praxis. Wie es dazu kam und vor welchen Herausforderungen der Begriff heute steht, wird im Folgenden näher beleuchtet. Historische Entwicklung Die Wurzeln des Begriffs reichen bis in die stoische Philosophie zurück, wo Denker wie Cicero und Seneca die Vernunft als entscheidendes Merkmal des Menschen betonten, das ihn von der tierischen Natur unterscheidet. Dieses Konzept wurde im…
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Mäßigung: Meden agan – die Vermeidung von Übermaß
Lesedauer 6 Minuten„Meden agan“ oder die Vermeidung von Übermaß und was das alles mit persönlichem Glück zu tun hat Aufforderungen wie „halte Maß“ oder „halte die goldene Mitte ein“ mögen banal oder sogar abgedroschen klingen. Doch hinter diesen scheinbar simplen Imperativen verbirgt sich eine tiefgründige Philosophie. Denn so besserwisserisch wie das auch anmutet, liegt in diesen Aussagen eine 2500 Jahre alte Weisheit. Die Zauberformel lautet „Meden agan“ was so viel bedeutet wie „nichts zu viel“ oder „nichts im Übermaß“. Dahinter liegt die Idee der „Mäßigung“ oder des „Maßhaltens“ als eine Haltung, ein Verhältnis oder genauer, ein Selbstverhältnis. Was das aber alles mit persönlichem Glück zu tun hat, schauen wir uns…
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Universalien: Ihre Bedeutung in Wissenschaft und Philosophie
Lesedauer 5 MinutenDie Grundlagen der Wissenschaft: Platons Ideenlehre und das Universalienproblem Wahrscheinlich würden die meisten zustimmen, wenn jemand sagt, es gibt Menschen, Tiere, Steine, Sterne, Elektronen oder schwarze Löcher. Jedenfalls sehen wir täglich, Menschen, Tiere, Sterne, wobei Elektronen und glücklicherweise auch schwarze Löcher weniger alltägliche Begegnungen sind. Nun, ganz so einfach ist es aber nicht. Was diese Begriffe nämlich ausmacht, ist, dass sie Allgemeinbegriffe, sogenannte Universalien sind. Universalien sind eine tolle Sache, denn sie helfen uns die Welt besser zu verstehen, sie zu strukturieren und zu kategorisieren. Aber sie sind weit mehr als das. Sie sind vor allem die Grundlage dafür, dass wir überhaupt Wissenschaft betreiben können. Universalien und Wissenschaft…
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Atheismus und Naturwissenschaft: Warum Wissenschaft letztlich auch eine Glaubensrichtung ist
Lesedauer 6 MinutenAtheismus und Naturwissenschaft: Die prägenden Weltauffassungen unserer Zeit und warum Naturwissenschaft letztendlich auch eine Glaubensrichtung ist Die moderne Welt präsentiert sich zunehmend als eine, die ohne die Vorstellung eines Gottes auskommt. Auch andere Erklärungsformen, die sich auf höhere Prinzipien oder eine höhere Ordnung berufen, sind heute nicht sehr gefragt. Ganz im Gegenteil: Viele neigen dazu, derartige Erklärungsformen als Spinnerei zu deklarieren. Nietzsche sagte, Gott sei tot und wir hätten ihn getötet. Die Aufklärung legte für diese tödliche Bewegung maßgeblich den Grundstein. Heute sind Atheismus, der Glaube an die Abwesenheit jeglicher Götter und die Naturwissenschaft, die unter dem Banner des Naturalismus operiert – eine Weltanschauung, nach der alles was…
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Rechtspositivismus: Kelsens Reine Rechtslehre
Lesedauer 7 MinutenHans Kelsen – „Reine Rechtslehre“: Der Rechtspositivismus Im Naturrecht hat das Recht eine äußere Dimension. Es wird aus höheren Prinzipien wie etwa der Natur selbst oder einer göttlichen Ordnung abgeleitet. Bei Kant, Fichte oder Hegel hat das Recht eine innere Dimension und ist, auch wenn zwischen diesen drei Denkern Unterschiede bestehen, auf die Vernunft zurückzuführen. De facto ist es aber unbestreitbar, dass das Recht im Vollsinne, nur als gesetztes, als positives Recht existiert, das durch gesellschaftliche Institutionen etabliert und durchsetzbar ist. Genau dies ist auch die Position des österreichisch-amerikanischen Rechtswissenschaftlers Hans Kelsen. Diese Position erinnert zugleich aber auch an die historische Rechtsauffassung, die das Recht, als rein äußere und…
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Freiheit, eine Illusion?
Lesedauer 5 MinutenJenseits des Determinismus: Die Suche nach Freiheit in einer vorherbestimmten Welt Wenn ich es auf den Punkt bringen soll, dann ist die Wahl für Kierkegaard vollzogene Freiheit. Jetzt können Sie natürlich anfangen zu glauben, was Ihnen die Hirnforschung die ganze Zeit einredet. Freiheit ist eine Illusion. Für die meisten ist das schwierig zu akzeptieren. Lassen wir zunächst mal beiseite, dass es daran berechtigte Zweifel gibt. Nehmen wir also an, dass Freiheit eine Illusion ist. Klar ist, dass ich diesen Artikel nicht ohne Grund schreibe. Irgendwas hat ihn ausgelöst. Glaub man der Hirnforschung, habe ich mich gar nicht dazu entschieden diesen Artikel zu schreiben. Wobei das einer Klarstellung bedarf.…
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Hegels Rechtsphilosophie
Lesedauer 8 Minuten„Was vernünftig ist, ist wirklich und was wirklich ist, ist vernünftig“ Georg Friedrich Wilhelm Hegel Dieser oft sehr kontrovers diskutierte Satz, steht in engem Zusammenhang mit Hegels Rechtsphilosophie. Hegel argumentiert, dass das, was vernünftig ist – also das, was durch den Prozess der Vernunft als richtig und gerecht anerkannt wird – auch in der Realität existieren sollte. Wenn etwas wirklich ist, dann hat es sich laut Hegel durch die Prozesse der Vernunft und Geschichte als vernünftig erwiesen. So betrachtet wird die Vernunft nicht nur als eine abstrakte Idee verstanden, sondern als eine in der Welt wirksame Kraft, die die Wirklichkeit formt und durch diese reflektiert wird. Auch Hegels…