Vergnügen
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Existenzphilosophie,  Philosophische Lyrik,  Stoizismus

Vergnügen

Lesedauer 2 Minuten

„Vergnügen. Es scheint so leicht, so harmlos, so ungezwungen und unverbindlich. Und doch ist da etwas Fauliges an dieser Leichtigkeit. Es ist wie ein billiger Zaubertrick, der uns ablenkt, uns betäubt, während die Zeit leise verrinnt. Sieh doch, wie schnell das Lachen verfliegt, sieh, wie schnell die Vergnügung vorüber ist, als hätte sie nie existiert. Ein kurzer Moment der Freude, der nichts hinterlässt als die Leere, die sie eigentlich verdecken wollte. Ein Hohlraum, den wir unweigerlich füllen müssen – erneut. Und erneut. Und erneut und so ins Unendliche.

Sieh Dich doch einmal um! Das Vergnügen hat sich ausgebreitet wie Gestank. Dabei verspricht es Sinn zu stiften. Aber das Vergnügen ist das Opium für die Massen. Eine Ablenkung, die uns davon abhält, der Wahrheit in die Augen zu sehen. Denn die Wahrheit, ja die Wahrheit ist schwer. Sie zieht uns hinab in die Tiefe. Aber was ist Tiefe? Tiefe ist eben der Abgrund, den das Vergnügen meidet. Tiefe ist das, was das Vergnügen uns verwehrt. Sie wird umgangen, übersprungen, als wäre sie nichts als ein Hindernis auf dem Weg zum nächsten Moment der Belanglosigkeit. Und so mogelt sich das Vergnügen durchs Dasein und schwimmt dabei stets oben, wie das Fettauge in einer Suppe.

Aber warum eigentlich? Warum diese panische Flucht in die Leichtigkeit? Ist es das Lachen, das uns befreit? Ein oberflächliches Gelächter, das die Angst übertönt, die Angst vor dem, was darunter liegt? Vergnügen… ja, vielleicht ist es nur ein beschämtes Lächeln, das versucht, die Augen zu verschließen, wenn die Realität zu nah kommt.

Und, nun sag schon, bist Du zum Vergnügen hier? Dann sieh, die Vögel, die Bienen, die Ameisen, die Spinnen, die Pferde und die Schweine. Sie tragen zum Ganzen etwas bei. Jeder Flügelschlag, jeder Schritt, jedes gesponnene Netz – alles hat seinen Zweck, alles füllt seinen Platz nahtlos aus. Die Natur vergeudet nichts. Sie kennt kein bloßes „Vergnügen“, keinen Überfluss an Zeit. Alles ist eingebunden, alles ist notwendig, und jede Kreatur weiß es, spürt es in jeder Bewegung, in jedem Atemzug. Und was machst Du? Du vergnügst Dich?

Du verschwendest den Augenblick, in dem Du etwas Sinnvolles hättest schaffen können, etwas Dauerhaftes. Während der Vogel das Nest baut und die Ameise Vorräte sammelt, versinkst Du im flüchtigen Schein des Vergnügens. Was trägst Du bei? Was bleibt von Deiner Leichtigkeit, wenn die Nacht kommt? Du hast gelacht, ja – aber hast Du auch gelebt? Hast Du zum Ganzen beigetragen, hast Du eine Spur in der Welt hinterlassen, etwas, das mehr ist als ein leerer grinsender Moment? Oder hast Du Dich einfach nur vergnügt?

Es gehört Mut und Anstand dazu, sich nicht dem Vergnügen hinzugeben. Aber das bedeutet nicht, dass wir die Momente tiefer Freude meiden sollen. Sie sind etwas anderes, etwas Bleibendes. Sie entstehen nicht aus der flüchtigen Leichtigkeit des Vergnügens, sondern aus der echten Verbundenheit mit der Welt, aus dem Sinn, den wir schaffen. Es gibt einen Unterschied zwischen dem leeren Lachen des Vergnügens und der Freude, die bleibt – einer Freude, die uns wirklich leben lässt, die Spuren hinterlässt, die mehr ist als ein bloß vergänglicher Moment.



Interne Links:

Stoische Ethik: Akzeptanz und Apathie als Ideal

Kierkegaards Ethik für Rebellen

Unauthentische Kommunikation: Kierkegaard und das „Geschwätz“

Selbstwerdung und Authentizität: Ein Blick auf Kierkegaards Stadien des Lebens im Zeitalter des Digitalen

Externe Links:

Wikipedia: Eskapismus

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