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Vergnügen
Lesedauer 2 Minuten„Vergnügen. Es scheint so leicht, so harmlos, so ungezwungen und unverbindlich. Und doch ist da etwas Fauliges an dieser Leichtigkeit. Es ist wie ein billiger Zaubertrick, der uns ablenkt, uns betäubt, während die Zeit leise verrinnt. Sieh doch, wie schnell das Lachen verfliegt, sieh, wie schnell die Vergnügung vorüber ist, als hätte sie nie existiert. Ein kurzer Moment der Freude, der nichts hinterlässt als die Leere, die sie eigentlich verdecken wollte. Ein Hohlraum, den wir unweigerlich füllen müssen – erneut. Und erneut. Und erneut und so ins Unendliche. Sieh Dich doch einmal um! Das Vergnügen hat sich ausgebreitet wie Gestank. Dabei verspricht es Sinn zu stiften. Aber das…
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Am Ende geht es darum, was sie glauben-Glaube ist unvermeidlich
Lesedauer 4 MinutenEs wird wohl einer der letzten heißen Tage dieses Jahres sein. Also auch einer der letzten Abende, an denen ich in meinem Garten am Rande der Unendlichkeit sitze, das Feuer beobachte und die Ruhe und Zurückgezogenheit genieße. Es sind diese mystischen Momente, für die ich mir gerne Zeit nehme. Und da kam mir ein Gedanke: Alles Wissen und aller Wissenschaft zum Trotz geht es am Ende darum, was die Menschen glauben. Wissen Sie, was ich glaube? Dass der Glaube nicht genug wertgeschätzt wird. Er macht auf mich einen recht gebrechlichen Eindruck. Er hat gelitten, und das sieht man ihm an. Dabei tun wir ihm Unrecht, denn der Glaube…
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Im Regen tanzen
Lesedauer 2 MinutenIn Augenblicken, in denen der Himmel seine Schleusen öffnet und der Regen unaufhörlich auf die Erde niederprasselt, verbirgt sich eine stille Einladung. Diese Einladung aber, ist nicht an diejenigen gerichtet, die Zuflucht suchen, sondern an jene die den Mut haben, im Regen zu tanzen. Die Herausforderungen des Lebens sind oft überwältigend. Stürme, die über uns hereinbrechen, Kälte, die uns durchdringt, Nässe, die uns umhüllt. Doch genau in diesen Momenten offenbart sich die wahre Essenz des Lebens. Es ist die Kunst, trotz des Regens Freude zu finden – Freude, die das Leben lebenswert macht. Im Regen zu tanzen ist eine Metapher für eine Haltung, die wir gegenüber der rauen…
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„Mit sich im Reinen sein“
Lesedauer 3 Minuten„Ob man mit sich im Reinen steht“. Hast Du Dich jemals gefragt ob Du mit Dir im Reinen stehst? Nun, ganz offenbar ist der Gedanke als gelegentlicher Abgleich der Innenperspektive wohl kein ungebetener und schon gar kein seltener Gast. Hat er sich doch in den Mantel einer Redewendung geworfen und schleicht so in den stillen Momenten der Reflexion durch die dunklen Gassen unseres Bewusstseins. „Mit sich im Reinen sein“, mutet beinahe idyllisch an – in jedem Fall aber beruhigend. Ein Bild des inneren Friedens, der Harmonie, des Einklangs und der Eintracht. Für mich klingt es wenig nach einer psychologischen Utopie, in der man vollkommen akzeptiert was und…
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Am Ende sind wir allein
Lesedauer 3 MinutenWir sitzen oft inmitten derer die wir kennen, umgeben von Stimmen, von ihren Worten, von ihrem Lachen. Haben Familie, Freunde, unsere Arbeit und überall sind wir miteinander verbunden, mal mehr mal weniger, aber verbunden. Und doch komme ich nicht umhin anzuerkennen, dass wir am Ende alleine sind. Ist es nicht so? Stell Dir vor Du stehst inmitten einer Menge von Menschen, dem Anschein nach nicht allein und doch ist jeder für sich. Du bist vielleicht auf einer belebten Straße, umgeben von einem Meer von Gesichtern, jeder aber in seinem eigenen Universum. Oder denke an ein Konzert, wo die Musik uns vereint und doch jeder in seinem eigenen emotionalen…
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Die Wiederholung
Lesedauer 4 Minuten„Wiederholung und Erinnerung sind dieselbe Bewegung, nur in entgegengesetzter Richtung. Denn was da erinnert wird, ist gewesen, wird nach rückwärts wiederholt, wohingegen die eigentliche Wiederholung nach vorwärts erinnert.“ Sören Kierkegaard Wer ist nicht schon einmal diesen Worten begegnet: „das müssen wir unbedingt wiederholen“ oder „lass uns das einmal wiederholen“. In Aussagen wie diesen schwelt die Sehnsucht, jene kostbaren Momente die unser Innerstes zutiefst berührten, wieder aufleben zu lassen, sie noch einmal zu durchleben. Vielleicht war es ein ausgelassener Abend mit Freunden, ein inspirierendes Gespräch, ein magischer Sonnenuntergang, der den Himmel in unvergessliche Farben tauchte oder ein romantischer Abend, in dem sich die Sterne in den Augen eines geliebten…
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Der Augenblick
Lesedauer 2 MinutenEr ist die Gegenwart in seiner gegenwärtigsten Form, denn nichts ist gegenwärtiger als der Augenblick. Er verbindet das Gewesene mit dem Jetzt, das Jetzt mit dem Danach, wie ein Atemzug, der auf den nächsten folgt. In jedem Augenblick existiert der Moment, als die reine Gegenwart. Dabei ist er einzigartig, wie ein Schneekristall in der kalten Winterluft und ebenso vergänglich, sobald wir nach ihm greifen. Jeder Augenblick geht in uns auf, wie ein Tropfen, der für einen kurzen Moment auf einer Welle tanzt, um dann doch im tiefen Ozean der Zeit zu versinken. Aber in diesem Versinken, in dieser scheinbaren Vergänglichkeit, birgt jeder Augenblick auch einen Hauch von Ewigkeit.…
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Der Sprung – oder über was es heißt zu springen
Lesedauer 2 MinutenBereits seit längerem beschäftigt und fasziniert mich der Begriff des „Sprunges“. Wie so viele Begriffe die wir im Alltag verwenden, bleiben ihre tieferen Bedeutungen oft unreflektiert. Was verbirgt sich hinter diesem einfachen Ausdruck, der gleichzeitig eine so kraftvolle Bewegung und Veränderung impliziert. In diesem Essay möchte ich den Begriff des Sprunges aus seiner Alltäglichkeit einmal herausholen und im Hinblick auf seine tiefere existenzielle Bedeutung hin, tiefer zu reflektieren. Marc-Anthony Widmann Der Sprung steht für vieles, für die Kühnheit, Überwindung, Veränderung, Neuanfang. Er verbindet das Neue mit dem Alten, das Vertraute mit dem Fremden, das Wirkliche mit dem Möglichen. Er steht gleichsam für die Verwirklichung, den Schritt vom Gedanken…
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Über die Nacht
Lesedauer 2 MinutenSie ist Abschluss und Beginn, Anfang und Ende eines jeden Tages. Wenn die Dunkelheit gemächlich, aber zielstrebig die Bühne der Welt betritt, der Tag in einem letzten Akt sein frohes Farbspiel vollzieht und die Dämmerung allmählich das letzte Licht verdrängt, greift die Nacht auf die Welt aus, kolonisiert sie und nimmt sie in ihren Besitz. Stück für Stück durchdringt sie jeden Winkel, hier und da noch ein Licht, das sich ihrer Dunkelheit widersetzt, ihr die Stirn bietet, um sich dann früher oder später doch in ihr zu verlieren. Sie verhüllt das Vertraute und offenbart zugleich das Unbekannte. Das Vertraute versinkt ins Dunkel und erscheint in der ungefügen Form…