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Am Ende geht es darum, was sie glauben-Glaube ist unvermeidlich
Lesedauer 4 Minuten Es wird wohl einer der letzten Tage sein, an denen es so wirklich heiß sein wird. Also wird es auch einer der letzten Abende sein, an denen ich in meinem Garten, am Rande der Unendlichkeit an meinem Feuer sitze und die Ruhe und Zurückgezogenheit genieße. Es sind die mystischen Momente, für die ich mir gerne die Zeit nehme. Und da fiel es mir plötzlich ein „Am Ende geht es darum, was die Menschen glauben.“ Wissen Sie was ich glaube? Dass der Glauben nicht genug wertgeschätzt wird. Er macht auf mich einen recht gebrechlichen Eindruck. Er hat gelitten und das sieht man ihm an. Dabei tun wir ihm…
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Stoische Ethik: Akzeptanz und Apathie als Ideal
Lesedauer 4 Minuten Die stoische Ethik, eine der einflussreichsten philosophischen Lehren der Antike, wurde um 300 v. Chr. von Zenon von Kition in Athen gegründet. Benannt nach ihrem Treffpunkt, der „Stoa poikile“ oder „bunten Halle“, legt sie besonderen Wert auf Pflichtbewusstsein und Vernunft. Die Stoa präsentiert ein Modell ethischen Handelns, das den Menschen anleitet, im Einklang mit der Natur zu leben und durch den Gebrauch seiner Vernunft ein tugendhaftes Leben zu führen. Diese Ethik ist sowohl intellektualistisch als auch universalistisch, da sie auf allgemeingültigen Prinzipien beruht und sich an alle Menschen unabhängig von Herkunft oder sozialem Status richtet. Grundannahmen der stoischen Ethik Die stoische Ethik basiert im Wesentlichen auf zwei…
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Utilitarismus: Technik oder Ethik?
Lesedauer 4 Minuten Der Utilitarismus: Eine Technik oder eine Ethik? Der Utilitarismus wird häufig als eine Art ethische Theorie betrachtet, die sich innerhalb der philosophischen Ethik bewegt. Bei genauerem Hinsehen stellt sich aber die Frage, ob es sich damit tatsächlich um eine Ethik im herkömmlichen Sinne handelt, oder ob er vielmehr eine Methode darstellt, um praktische Lösungen für konkrete Probleme zu finden. Die utilitaristische Denkweise basiert auf einer „Wenn-Dann-Kalkulation“, welche die Konsequenzen von Handlungen in den Vordergrund stellt, ohne dabei absolute Normen, Werte oder Tugenden zu beanspruchen. Diese Herangehensweise hat den Utilitarismus traditionell näher an die politische Philosophie als an individualethische Fragestellungen gerückt. Technik oder Ethik: Historische Ursprünge und Entwicklungen…
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Kierkegaards Ethik für Rebellen
Lesedauer 7 Minuten Sören Kierkegaards Ethik für Rebellen: Radikale Ethik des Einzelnen Kierkegaard war ein Rebell. Bis zu seinem Tod kämpfte er gegen die dänische Staatskirche. die für ihn aus leeren Ritualen und einem oberflächlichen Glauben besteht. Für ihn stand die institutionalisierte Religion im Widerspruch zu echter, persönlicher Frömmigkeit und zur authentischen Beziehung zu Gott. Kierkegaard kritisierte die Kirche dafür, dass sie die Menschen in eine falsche Sicherheit wiege, indem sie den Glauben auf bloße Formalitäten und gesellschaftliche Konformität reduzierte. Er forderte eine Rückkehr zu einer individuellen, leidenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben und der eigenen Existenz. Seine Schriften sind geprägt von einem tiefen Misstrauen gegenüber Massenbewegungen und institutionellen Autoritäten,…
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Epikur: „Lebensfreude geht durch den Magen“
Lesedauer 4 Minuten „Lebensfreude geht durch den Magen“ – Die epikureische Ethik und die Kunst des Genießens „Lebensfreude geht durch den Magen“ – bei Epikur eine zutreffende Weisheit, auch wenn sie nicht zu üppigen Gelagen verleiten sollte. Epikur lehrte, dass einfache Freuden wie Essen und Freundschaft nicht nur das Herz, sondern auch die Seele nähren. Aber dieser Satz sollte nicht missverstanden werden, denn Epikur steht nicht für das ausschweifende Mahl, als vielmehr für eine Ethik der Mäßigung. Seine Philosophie, die Lust als Weg zur Lebensfreude sieht, bietet eine interessante Perspektive darauf, wie wir unser Leben gestalten können. Durch die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse und den Genuss des Augenblicks, zeigt Epikur, dass…
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Menschenwürde: Historie und aktuelle Herausforderungen
Lesedauer 6 Minuten Die Menschenwürde: Historische Entwicklung, normative Bedeutung und aktuelle Herausforderungen Die Menschenwürde ist ein fundamentaler Begriff in der europäischen Geistesgeschichte und dient als Leitfaden für ethische und rechtliche Überlegungen. Ihre Bedeutung hat sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt, geformt durch verschiedene philosophische und kulturelle Einflüsse, und bleibt bis heute ein zentraler Maßstab für humane Praxis. Wie es dazu kam und vor welchen Herausforderungen der Begriff heute steht, wird im Folgenden näher beleuchtet. Historische Entwicklung Die Wurzeln des Begriffs reichen bis in die stoische Philosophie zurück, wo Denker wie Cicero und Seneca die Vernunft als entscheidendes Merkmal des Menschen betonten, das ihn von der tierischen Natur unterscheidet. Dieses Konzept wurde…
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Der Mensch
Lesedauer 2 Minuten Täglich begegnen wir hunderten, manchmal sogar tausenden Menschen. Aber was ist es, was wir wirklich sehen? Den Menschen? Was also ist der Mensch? Da steht eine Frau mit müden Augen an der Bushaltestelle, ihre Schultern leicht nach vorn gesunken, als trüge sie eine unsichtbare Last. Ein Mann starrt gedankenverloren in sein Handy, seine Stirn in Falten gelegt, als suchte er in der digitalen Welt nach einer Antwort, die ihm das Leben bisher verweigerte. Ein Kind rennt lachend vorbei, seine Schritte leicht und unbeschwert, in einer Welt, die so viel einfacher scheint als unsere. Wir sehen Gesichter, Körper, Bewegungen; hören Stimmen, Worte, Sätze – alles nur Fragmente einer…
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Mäßigung: Meden agan – die Vermeidung von Übermaß
Lesedauer 6 Minuten „Meden agan“ oder die Vermeidung von Übermaß und was das alles mit persönlichem Glück zu tun hat Aufforderungen wie „halte Maß“ oder „halte die goldene Mitte ein“ mögen banal oder sogar abgedroschen klingen. Doch hinter diesen scheinbar simplen Imperativen verbirgt sich eine tiefgründige Philosophie. Denn so besserwisserisch wie das auch anmutet, liegt in diesen Aussagen eine 2500 Jahre alte Weisheit. Die Zauberformel lautet „Meden agan“ was so viel bedeutet wie „nichts zu viel“ oder „nichts im Übermaß“. Dahinter liegt die Idee der „Mäßigung“ oder des „Maßhaltens“ als eine Haltung, ein Verhältnis oder genauer, ein Selbstverhältnis. Was das aber alles mit persönlichem Glück zu tun hat, schauen wir…
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Universalien: Ihre Bedeutung in Wissenschaft und Philosophie
Lesedauer 5 Minuten Die Grundlagen der Wissenschaft: Platons Ideenlehre und das Universalienproblem Wahrscheinlich würden die meisten zustimmen, wenn jemand sagt, es gibt Menschen, Tiere, Steine, Sterne, Elektronen oder schwarze Löcher. Jedenfalls sehen wir täglich, Menschen, Tiere, Sterne, wobei Elektronen und glücklicherweise auch schwarze Löcher weniger alltägliche Begegnungen sind. Nun, ganz so einfach ist es aber nicht. Was diese Begriffe nämlich ausmacht, ist, dass sie Allgemeinbegriffe, sogenannte Universalien sind. Universalien sind eine tolle Sache, denn sie helfen uns die Welt besser zu verstehen, sie zu strukturieren und zu kategorisieren. Aber sie sind weit mehr als das. Sie sind vor allem die Grundlage dafür, dass wir überhaupt Wissenschaft betreiben können. Universalien und…
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Atheismus und Naturwissenschaft: Warum Wissenschaft letztlich auch eine Glaubensrichtung ist
Lesedauer 6 Minuten Atheismus und Naturwissenschaft: Die prägenden Weltauffassungen unserer Zeit und warum Naturwissenschaft letztendlich auch eine Glaubensrichtung ist Die moderne Welt präsentiert sich zunehmend als eine, die ohne die Vorstellung eines Gottes auskommt. Auch andere Erklärungsformen, die sich auf höhere Prinzipien oder eine höhere Ordnung berufen, sind heute nicht sehr gefragt. Ganz im Gegenteil: Viele neigen dazu, derartige Erklärungsformen als Spinnerei zu deklarieren. Nietzsche sagte, Gott sei tot und wir hätten ihn getötet. Die Aufklärung legte für diese tödliche Bewegung maßgeblich den Grundstein. Heute sind Atheismus, der Glaube an die Abwesenheit jeglicher Götter und die Naturwissenschaft, die unter dem Banner des Naturalismus operiert – eine Weltanschauung, nach der alles…